BDM - Bund Deutscher Mädel.

Personenbezogenes Archivgut z.B. zur Verstrickung Angehöriger mit der NSDAP.

BDM - Bund Deutscher Mädel.

Beitragvon -sd- » 07.09.2021, 09:09

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Eintrittalter bei den Jungmädel. Wer kann sich erinnern ?

Bei einer Diskussion kamen wir auf eine Frage, die niemand dort beantworten
konnte. Eine Bekannte ist 1934 in Neidenburg geboren, lebte aber seit 1941
in Soldau. Es ging um die Frage, ab wann man (Jahr, Monat, Tag) zu den Jung-
mädel gekommen sein könnte, inwieweit das Pflicht war, und wie das konkret
im Jahr 1944 in Soldau gewesen sein könnte. Die Bekannte meint einerseits,
so auch die Diskussionsrunde, daß das Eintrittsalter das vollendete 10. Lebens-
jahr gewesen sei und sie demnach 1944 hätte eintreten müssen. Sie kann
sich allerdings nicht daran erinnern, daß sie tatsächlich dabei gewesen sei.
Gibt es hier jemanden, die / der uns weiterhelfen kann ?

Helmut Bernert

-

> Es ging um die Frage, ab wann man (Jahr, Monat, Tag) zu den Jungmädel
> gekommen sein könnte, inwieweit das Pflicht war, ...

Zu diesem Thema kann ich aus eigenem Erleben einiges erzählen: Im Herbst
1944 war ich noch keine 10 Jahre alt, doch ein eifriger Streiter bei der "HJ"
wollte unbedingt, daß ich mitmache. Ich habe mich geweigert. Es war mir
einfach zu blöd und zu langweilig, nach Komando zu maschieren und und
sonstige Mätzchen mitzumachen. (Wehrertüchtigung, usw.)

Als ich eines Tages verheult nach Hause kam, erzählte ich meiner Mutter, daß
man mich zur HJ zwingen will und einer der Anführer mich geschlagen hat.
Meine Mutter hat das abgestellt, schließlich war ich noch keine 10 Jahre alt.

Das war in Niederösterreich in Wienerbruck an der Bahnlinie St. Pölten
Maria-Zell. Wir waren aus dem Ruhrgebiet dort hin evakuiert worden.

Ende Feb. / Anfang März 1945 kam ich in ein Erholungsheim (vermutlich
in Würmla Niederösterreich ???) Dort bin ich dann richtig in die HJ einge-
weiht worden, mit allen zugehörigen Schikanen. Nach überstürzter Flucht
(April 1945) mit allen Heiminsassen, habe ich dann erlebt, was von den
großen Worten der HJ und der Heimleitung zu halten war. Sie verschwanden
heimlich still und leise und haben uns Kinder im Stich gelassen. Damals habe
ich das alles nur als lästig und demütigend empfunden. Im Nachhinein sah
ich die Sache noch etwas schärfer.

1946 wurden die Reichsdeutschen aus dem Kinderheim nach Deutschland ab-
geschoben, von Stockerau nach Bad Reichenhall. In Bad Reichenhall wurden
wir in der Villa Schönblick (Tivolistr. 1, das war um 1980 ein Hotel Garni)
untergebracht. Dort gab es noch einen etwas älteren Jungen (hellblond und
älter als ich) aus dem Heim in Würmla. Der war noch Mitte/Ende 1946 über-
zeugt, daß Deutschland den Krieg durch Verrat verloren hat und der Wehr-
wolf das ändern würde.

Soviel zu den Erziehungsmethoden in der HJ, und dem, was den Kindern
damals eingetrichtert wurde. Ich habe schon damals (mit knapp 12 Jahren)
diese Ansichten als dumm und dämlich empfunden und bin dem Jungen
aus den Weg gegangen. Eines Tages war er weg, vermutlich von seinen
Eltern abgeholt. Ich kam erst 1948 zu meiner Mutter zurück.

Jörg Brauer, Berlin

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Bund Deutscher Mädel - Wikipedia:
https://de.wikipedia.org/wiki/Bund_Deutscher_M%C3%A4del


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23.07.2014

Laut Reichs-Gesetz von 1936 , erarbeitet von Baldur von Schirach,
wurden alle Jugendorganisationen aufgelöst und in HJ und BDM
eingegliedert. Gibt es irgendwo in irgendeinem Archiv eventuell
Listen mit Namen von Mitgliedern , hier speziell BDM, aus denen
hervorgeht, wer, wann , wo eingetreten ist und über die Dauer der
Mitgliedschaft ? Eine Familienangehörige ist laut Aussage der noch
lebenden Angehörigen aus Klagenfurt in Österreich um 1938 extra
nach Berlin gezogen, um ihr Pflichtjahr zu absolvieren. Lag so etwas
im Bereich des Möglichen ? Es wäre für uns Nachkommen von
Bedeutung, die genauen Gründe und die Zeiten der Mitgliedschaft
im BDM zu erfahren. Hat Jemand Kenntnis von solchen Listen
oder kann uns ein entsprechendes Archiv nennen, in dem man
mehr erfahren könnte ?

Hans-Joachim Liedtke
Mailto: hansjoachimliedtke<at>gmail.com

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Da die Jugendorganisationen Parteiorganisationen waren, dürften die
Akten dazu im ehemaligen 'Berlin Document Center' der Amerikaner
liegen, bei dem es sich um das NSDAP-Archiv handelt. Inzwischen ist
das Teil des Bundesarchivs. Anfragen würde ich richten an:

Bundesarchiv, Postfach 45 05 69, 12175 Berlin.

Man bekommt einen Fragebogen zugeschickt, den man ausgefüllt
zurückreichen muß. Es enstehen moderate Suchkosten.

Rolf-Peter Perrey

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Ich habe noch einen Buchtip zu diesem Thema:
Dagmar Reese 'Die BDM-Generation. Weibliche Jugendliche
in Deutschland und Österreich im Nationalsozialismus
.'
Verlag Berlin-Brandenburg ISBN 978-3-86650-530-8

Peter Plischewski

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