Liedgut der Bündischen Jugendbewegung.

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Liedgut der Bündischen Jugendbewegung.

Beitragvon -sd- » 12.05.2015, 12:17

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Vorabbemerkung zum Begriff 'Bündische Jugend':

Bündische Jugend ist ein Begriff aus den 1920er Jahren zur Bezeichnung
von Mitgliedern eines Bundes der freien Jugendbewegung.

Nach dem Ersten Weltkrieg entsteht eine Vielzahl von unterschiedlichsten
Jugendbünden, die durch gemeinsame Treffen erkennen, daß sie viel
gemeinsam haben. Diese Gemeinsamkeiten bezeichnen sie als "bündisch".
Man spricht von den "Bündischen", um einen Zugehörigen eines Bundes
der freien Jugendbewegung zu benennen.

Anders als vor dem Ersten Krieg verlangt man in den 1920er Jahren
von den Beteiligten größeren Einsatz und stärkere Geschlossenheit.
Nicht mehr das Individuum steht im Vordergrund, sondern die Gruppe
und der "Bund". Dennoch sind der Beitritt und die Teilnahme an
Aktivitäten freiwillig - keiner wird gezwungen.

Die Zeit der "Bündischen Jugend" bezeichnet den letzten Abschnitt
der deutschen Jugendbewegung (1927-1933).

http://vimu.info/lex.jsp?id=for_15_2_41 ... flash=true



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'Der Zupfgeigenhansl'

Herausgegeben von Hans Breuer
unter Mitwirkung vieler Wandervögel.
Verlag Friedrich Hofmeister, Leipzig.

Vorhanden:

13. Auflage / 1919 / 44.-46.Tausend. 312 Seiten.
28. Auflage / 1915 / 214.-218.Tausend. 260 Seiten.
114. Auflage / 1921 / 644.-648. Tausend. 254 Seiten
156. Auflage / 1930 / 852.-856. Tausend. 252 Seiten.

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'Der Zupfgeigenhansl'

Herausgegeben von Hans Breuer
unter Mitwirkung vieler Wandervögel.
Verlag Friedrich Hofmeister, Leipzig.

28. Auflage / 1915 / 214.-218. Tausend. 260 Seiten.

Fester ordentlicher Umschlag. Innenleben erhebliche
Gebrauchsspuren, jedoch Text und Noten einwandfrei
zu lesen.

Preisvorschlag: 5.50 EURO
Versandkosten: 2.50 EURO
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Gesamtkosten: 8.00 EURO

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'Der Zupfgeigenhansl'

Herausgegeben von Hans Breuer
unter Mitwirkung vieler Wandervögel
mit leichter Gitarrebegleitung
versehen von Heinrich Scherrer, bayr. Kammervirtuos
Verlag Friedrich Hofmeister, Leipzig.

13. Auflage / 1919 / 44.-46.Tausend. 312 Seiten.

Stark lädiert. Erhebliche Gebrauchspuren am Umschlag.
Buchrücken fehlt. Zerfleddert.
Alle 312 Seiten nachgedunkelt,
jedoch Text und Noten einwandfrei zu lesen.

Gegen Versandkosten-Erstattung zu verschenken.

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'Der Zupfgeigenhansl'

Herausgegeben von Hans Breuer
unter Mitwirkung vieler Wandervögel.
Verlag Friedrich Hofmeister, Leipzig.

114. Auflage / 1921 / 644.-648. Tausend. 254 Seiten

Gebrauchsspuren. Einband leicht fleckig. Seiten nachge-
dunkelt, jedoch Text und Noten einwandfrei zu lesen.

Preisvorschlag: 4.50 EURO
Versandkosten: 2.50 EURO
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Gesamtkosten: 7.00 EURO

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'Der Zupfgeigenhansl'

Herausgegeben von Hans Breuer
unter Mitwirkung vieler Wandervögel.
Verlag Friedrich Hofmeister, Leipzig.

156. Auflage / 1930 / 852.-856. Tausend. 252 Seiten.
Ordentliches Exemplar.

Preisvorschlag: 9.50 EURO
Versandkosten: 2.50 EURO
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Gesamtkosten: 12.00 EURO

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Das in hunderttausenden von Exemplaren seit 1934
verbreitete Liederbuch ist eine Fundgrube für humorvolle,
zuweilen inhaltlich auch derb ausgelassenen Liedern.

'Der Kilometerstein'.
Eine lustige Sammlung
herausgegeben von Gustav Schulten.

Liederbuch mit Texten und Noten,
illustriert mit zahlreichen Textabbildungen
von Heiner Rothfuchs.

Möseler-Verlag, Wolfenbüttel /
Voggenreiter-Verlag, Bad Godesberg.
1953. 16. Auflage. 128 Seiten.

Normale Gebrauchsspuren.
Seiten leicht nachgedunkelt, insgesamt aber gut lesbar.

Preisvorschlag: 4.00 EURO
Versandkosten: 2.00 EURO
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Gesamtkosten: 6.00 EURO

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Das in hunderttausenden von Exemplaren seit 1934
verbreitete Liederbuch ist eine Fundgrube für humorvolle,
zuweilen inhaltlich auch derb ausgelassenen Liedern.

'Der Kilometerstein'.
Eine lustige Sammlung
herausgegeben von Gustav Schulten.

Liederbuch mit Texten und Noten,
illustriert mit zahlreichen Textabbildungen
von Heiner Rothfuchs.

Möseler-Verlag, Wolfenbüttel /
Voggenreiter-Verlag, Bad Godesberg.
1956. 21. Auflage. 128 Seiten.

Normale Gebrauchsspuren.
Seiten leicht nachgedunkelt, insgesamt gut lesbar.

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Das in hunderttausenden von Exemplaren seit 1934
verbreitete Liederbuch ist eine Fundgrube für humorvolle,
zuweilen inhaltlich auch derb ausgelassenen Liedern.

'Der Kilometerstein'.
Eine lustige Sammlung
herausgegeben von Gustav Schulten.

Liederbuch mit Texten und Noten,
illustriert mit zahlreichen Textabbildungen
von Heiner Rothfuchs.

Möseler-Verlag, Wolfenbüttel /
Voggenreiter-Verlag, Bad Godesberg.
128 Seiten.

Normale Gebrauchsspuren. Ohne Umschlag.
Seiten leicht nachgedunkelt, insgesamt aber gut lesbar.

Preisvorschlag: 4.00 EURO
Versandkosten: 2.00 EURO
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Gesamtkosten: 6.00 EURO

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Das in hunderttausenden von Exemplaren verbreitete
Liederbuch ist eine Fundgrube für humorvolle, zuweilen
inhaltlich auch derb ausgelassenen Liedern.

'Der Kilometerstein'. Akkordeon-Ausgabe.
Eine lustige Sammlung
herausgegeben von Gustav Schulten.

Liederbuch mit Texten und Noten.
Edition Schott 3581. 96 Seiten. Ohne Datum.

Gemeinschaftsverlag B. Schott's Söhne, Mainz /
Voggenreiter-Verlag Bad Godesberg

Normale Gebrauchsspuren.
Seiten leicht nachgedunkelt, insgesamt aber gut lesbar.

Preisvorschlag: 4.00 EURO
Versandkosten: 2.00 EURO
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Gesamtkosten: 6.00 EURO

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'Der kleine Kilometerstein'.
Eine lustige Sammlung
herausgegeben von Ludwig Voggenreiter.
Bebilderung von Heiner Rothfuchs.

Gekürzte Feldposttaschenausgabe. 98 Seiten.
Dieses Bändchen stellt eine verkürzte Kriegsausgabe
des 256 Seiten starken 'Großen Kilometerstein' dar.

1942. Voggenreiter-Feldposttaschenheft 28.
Ludwig Voggenreiter-Verlag, Potsdam.

Deutliche Gebrauchsspuren.
Seiten leicht nachgedunkelt, insgesamt aber gut lesbar.

Preisvorschlag: 4.00 EURO
Versandkosten: 2.00 EURO
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Gesamtkosten: 6.00 EURO

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'Der Kilometerstein'. Klotz-Lieder.
Klotzmärsche, Lieder für die Landstraße,
Musik zum Tageslauf und allerlei Unsinn.
Eine lustige Sammlung
herausgegeben von Gustav Schulten.
Strichzeichnungen von Alfred Thillmann.
4., erweiterte Auflage. 144 Seiten.

1934.
Ludwig Voggenreiter-Verlag, Potsdam.

Normale Gebrauchsspuren.
Seiten leicht nachgedunkelt, insgesamt gut lesbar.

Preisvorschlag: 5.00 EURO
Versandkosten: 2.00 EURO
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Gesamtkosten: 7.00 EURO

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'Neues Wandervogel-Album'
Lieder mit Guitarrebegleitung.

Herausgegeben von Adolf Häseler.

I. Band. Ohne Datum (ca. 1920).
Seiten 105 bis192 Seiten.

Verlag Domkowsky & Co, Hamburg (R. Wächtler).

Zustand:
In schlechtem Zustand.
Die Seiten bis 104 fehlen !

Zu verschenken ! Porto-Erstattung erbeten.

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'Lieder zur Gitarre'
Wandervogel-Album IV

Lieder mit Guitarrebegleitung.

Herausgegeben von Adolf Häseler.

Verlag Domkowsky & Co, Hamburg (R. Wächtler).

IV. Band. Ohne Jahresangabe.
192 Seiten. Fester Einband.
In gutem Zustand.
Normale Gebrauchsspuren.
Seiten leicht nachgedunkelt, insgesamt gut lesbar.

Preisvorschlag: 5.00 EURO
Versandkosten: 2.00 EURO
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Gesamtkosten: 7.00 EURO

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Vom Wandervogel in Ostpreußen.

Beitragvon -sd- » 05.12.2021, 19:29

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Vom Wandervogel in Ostpreußen.
Erinnerungen eines Königsberger Wandervogels zum 50-jährigen Jubiläum
der Wandervogelbewegung / Von Dr. Bruno Paul

Im November waren es genau 50 Jahre her, als der Student Karl Fischer in Berlin-Steglitz
den Wandervogel mit einer Schar Steglitzer Gymnasiasten gründete. Er hat es sich damals
gewiß nicht träumen lassen, daß aus diesem unscheinbaren Jugendbund eine Jugend-
bewegung wurde, die sich über ganz Deutschland, Österreich und die Schweiz verbreitete.
Noch weniger konnte er ahnen, daß sein Werk noch nach 50 Jahren auf der Jugendburg
Ludwigstein in Hessen gefeiert wurde.

So war dieser Jugendbund etwa im Jahre 1909 auch von Danzig aus nach Ostpreußen
gekommen und hatte in den meisten Städten Fuß gefasst. Sein Zweck, das Jugendwandern
unter jugendlichen Führern in denkbar einfachster Form und so billig als möglich zu machen,
ist schließlich im ganzen deutschen Volk so bekannt geworden, daß es sich erübrigt, hier-
über noch etwas zu sagen. Sicher ist nur, daß diese kleinen Gruppen in unserer Heimat
noch ziemliches Aufsehen erregten, wenn ihre einzelnen „Horden" mit Rucksack und Koch-
kessel in Loden- oder Rippelsamtkluft zum Bahnhof eilten. Natürlich wurde nur in der
damals noch bestehenden 4. Wagenklasse mit Kleinbauern, Händlern und Arbeitern zu-
sammen gefahren, das Essen am offenen Feuer selbst gekocht und grundsätzlich in
Ställen und Scheunen übernachtet. Diese spartanische Einfachheit war einer der vielen
Vorzüge, die diese Jugendbewegung auszeichneten. Hinzu kamen das Erleben deutschen
Volkstums in der näheren und ferneren Heimat durch engste Berührung mit allen Volks-
schichten auf den Wanderungen, Pflege des Volkslieds und Brauchtums und schließlich
die sich aus alledem zwangsmäßig ergebende Erkenntnis des völkischen Wesens.

In Königsberg bestand im Jahre 1910 eine Ortsgruppe von etwa 60 Schülern und einigen
Studenten, die in schnellem Wachstum begriffen war, so daß bei Ausbruch des Ersten Welt-
kriegs etwa 250 „Scholaren", wie wir uns damals nach mittelalterlichem Brauch nannten,
gezählt wurden.

Fast an jedem Sonntag ging es hinaus in die nähere Umgebung, bei jedem Wetter und
zu jeder Jahreszeit. Unsere Ziele waren das Samland mit dem Alkgebirge (Galtgarben),
Zehlaubruch, Lochstädt, beide wegen ihrer Ordensburgen anziehend, Kreuzburg mit
dem Keugstertal, die samländische Steilküste, die Caporner Heide, der Fritzener Forst
bei Groß-Raum und das Pregeltal. Das alles aber waren nur Vorbereitungen für die großen
Fahrten. Die erste führte zum Gautag des Gaues Altpreußen (Ost- und Westpreußen)
von Pillau aus über die Frische Nehrung nach der alten kleinen Bischofsstadt Frauenburg
am Frischen Haff. Ich weiß noch genau, welch großes Erlebnis diese Pfingsttage 1911
in Frauenburg für uns war, als wir dort einige Hundert Wandervögel versammelt sahen.
Unser Quartier war der Stallboden im Gasthof zum 'Weißen Schwan', staubig und schlecht.
Wettsingen und Wettkochen waren Höhepunkte der Tagung, aber das schönste war doch
das Erlebnis des alle verbindenden Bands der Kameradschaft.

Nach wenigen Wochen Schule begannen die großen Sommerferien, in denen die ver-
schiedensten großen Fahrten starteten. Mir selbst wurde die Führung einer Wanderfahrt
nach Masuren übertragen. Mit noch sechs Jungen fuhr ich nach Angerburg, von dort mit
einem Dampfer nach Gr. Steinort, wo wir den herrlichen Eichenwald des Grafen Lehndorff
besichtigten und dann im Dorfkrug erst mal ein kleines Fäßchen Braunbier ansteckten.
So war es damals im Wandervogel noch üblich. Dann wanderten wir zwei Wochen lang
an den blauen masurischen Seen entlang über Lötzen, Nikolaiken nach Rudszanny
in die Johannisburger Heide. Natürlich fehlte auch eine Bootsfahrt auf dem schönen
baumüberdeckten Crutinnafluß nicht. Über Johannisburg marschierten wir bis an die
russische Grenze bei Dlottowen. Natürlich mußten wir auch nach Russisch-Polen hinein.
Einen kleinen Grenzschein bekamen wir damals leicht, und dann nahm uns ein polnischer
Jude auf seinem kümmerlichen Wägelchen mit nach dem polnischen Städtchen Kolno.
Nun waren wir zum ersten Male im Ausland. Alles fremdartig, die Blockhäuser, die
ärmliche Bevölkerung in ihrer Lumpenkleidung, die vielen Kaftanjuden. So also sah es
jenseits der Grenze aus, wieviel schöner, sauberer und ordentlicher war es doch in
Deutschland ! Mit billigen russischen Bonbons bewaffnet wanderten wir gegen Abend
nach der Grenze zurück.

Im Herbst 1911 ging es mit „Onkel Franz", einem Studenten und 10 anderen Kameraden
in die herbstlichen Wälder der Rominter Heide, um die Hirschbrunft zu erleben. Es war
manchmal schon reichlich kalt beim Übernachten in den Scheunen, aber sonst war es
herrlich, durch die gewaltigen Wälder im Herbstschmuck zu tippeln. Obgleich der Kaiser
gerade zur Hirschjagd in seinem Jagdschloß in Rominten eingetroffen und das Betreten
der Wälder für einige Tage untersagt war, hatten wir uns doch auf Seitenwegen wie die
Indianer eingeschmuggelt und standen eines Abends vor dem Gasthof in Rominten,
um dort Scheunenquartier zu beziehen. Große Aufregung um das Schloß herum. Wie
sind nur diese jungen Leute hierhergekommen ? Der Landrat des Kreises Goldap als
verantwortlicher Mann wußte sich nicht anders zu helfen, als uns am nächsten Morgen
durch zwei Gendarmen wieder aus dem Forst herausbringen zu lassen, nachdem wir
vorher hoch und heilig hatten versprechen müssen, abends nicht in die Wälder zu
gehen. Der Hofhaltung des Kaisers hatte es aber Spaß gemacht, dass wir so keck vor-
gedrungen waren, und wir durften uns am Nachmittag einen Berg Kaffeekuchen aus
der kaiserlichen Küche holen.

Die Hirsche hatten wir hier zwar nicht zu hören bekommen, aber das genossen wir
in den nächsten Tagen von einer Försterei aus in dem wunderschönen Rothebuder
Revier, das mit seinen Eichen noch viel schöner war als Rominten, übrigens hatten
wir auf dieser Fahrt auch das Gestüt Trakehnen besucht und uns an den herrlichen
ostpreußischen Pferden gefreut.

Auch in den Wintermonaten ruhte der Fahrtenbetrieb nicht, denn ein richtiger Wander-
vogel wollte zeigen, daß ihm kein Wetter etwas anhaben konnte. Einmal in der Woche
kamen wir zum Singen und Vorlesen in unserm Nest zusammen, einem großen Zimmer
in der Vorstadt, das uns ein Wandervogel zur Verfügung gestellt hatte. Erst später
erbarmte sich die Stadt und überließ uns einen großen Dachraum in der Schloßstraße
und viel später erst bekamen wir geeignete Räume im Wrangelturm. Lange genug
hatten wir die Danziger um ihr schönes romantisches Nest im Stockturm beneidet,
aber die heimatlichen Stadtväter hatten damals noch nicht viel übrig für die Jugend-
bewegung.

Der zweite große Gautag der altpreußischen Wandervögel fand zu Pfingsten 1912 in
dem schönen Osterode statt, an dem nun erstmalig auch die Wanderschwestern mit
ihren Gruppen teilnahmen und die Tage mit Volkstänzen verschönten. Nur bei dem
Wettkochen auf einer Waldwiese konnten sie sich mit den alterfahrenen Jungen-
führern nicht messen, denn das aus Osteroder Hausfrauen bestehende Preisrichter-
kollegium vergab alle Preise an die Jungenhorden, weil sie schmackhafter und billiger
gekocht hatten. Ja, wir Jungen hatten eben doch viel Praktisches auf unsern Fahrten
gelernt?!

In diesem Sommer gingen nun auch die ersten großen Fahrten über die Grenzen der
Heimatprovinz hinaus nach Thüringen, dem Schwarzwald und das Weichseltal aufwärts.
Auf dieser Weichselfahrt geriet die Königsberger Horde auch auf den Truppenübungs-
platz bei Graudenz und wurde dort von dem Kommandierenden General, dem späteren
Feldmarschall v. Mackensen freundlich begrüßt, viel beneidet von den wenigen
Daheimgebliebenen.

Auch 1913 fand zu Pfingsten wieder ein Wandervogeltag statt, diesmal in Deutsch-
Eylau, an dem beinahe 2.000 Wandervögel aus Ost- und Westpreußen teilnahmen,
denn die Bewegung war sehr gewachsen und es gab kaum noch eine Stadt in Ostpreußen
in der nicht eine Wandervogelgruppe beheimatet war. Vorbildlich hatten der damalige
Bürgermeister Giese Hand in Hand mit dem Chef der MG-Kompanie, Hauptmann
Scherzer, uns jede Unterstützung mit Quartiergebung und Fuhrwerksgestellung unter-
stützt. Man hatte den Wert der Jugendbewegung erkannt und legte ihr keine Hinder-
nisse mehr in den Weg. Aus Hunderten waren Zehntausende geworden.

In diesem Sommer gingen auch die ersten Fahrten ins Ausland, denn die Schwingen
des Wandervogels waren erstarkt und regten sich mächtig. Allein aus Königsberg
gingen zwei Fahrten, wegen der unterschiedlichen Ferien, eine für Schüler und eine
für Studenten nach dem damals noch ungarischen Siebenbürgen zu unsern deutschen
Volksbrüdern. Alle Teilnehmer waren voll des Lobes über die herzliche Aufnahme, die
gerade wir Ostpreußen als Grenzdeutsche bei den siebenbürgisch-sächsischen Grenz-
deutschen gefunden hatten. Als ein besonderes Erlebnis brachten wir Aufnahmen
von der Siebenbürger Marienburg mit, die von unseren Deutschordensrittern als
Trutzburg gegen Türken, Slaven und Rumänen dort unten 50 Jahre vor Gründung der
Marienburg an der Weichsel erbaut war. Auch dies sollte man dem Wandervogel zu-
gutehalten, daß er schon frühzeitig das Band zu den Deutschen außerhalb der Reichs-
grenzen knüpfte und das Verständnis unter den Stämmen förderte.

Noch einmal traten einige Hundert ostpreußische Wandervögel eine große Fahrt an zu
dem großen deutschen Wandervogeltag in Frankfurt an der Oder, bevor die Mehrzahl
den grauen Rock anzog. Es war wohl das größte Erlebnis unserer Jugendjahre, als dort
Tausende auf einer großen Waldlichtung lagerten, ein gewaltiges Feuer zum nächtlichen
Himmel emporloderte, eine ernste weihevolle Stimmung über allen schwebte wie in
Vorahnung auf das Kommende und der österreichische Wandervogelführer Kutschera
seinen Feuerspruch sagte: „Vergesst uns Deutsche jenseits der Grenzen nicht !" Wir
haben sie nicht vergessen. 7.000 Wandervogelsoldaten besiegelten ihren Sonnwend-
schwur mit dem Tod. Eine Steintafel am Eingang der Jugendburg Ludwigstein kündet
von ihnen und der Wandervogelleutnant und Dichter Walter Flex setzte ihnen und uns
allen im „Wanderer zwischen den beiden Welten“ ein unvergängliches Denkmal.

Quelle: OSTPREUSSEN-WARTE, Januar 1952

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