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Königsberger kommen aus Litauen.
3.500 Landsleute in der Mittelzone eingetroffen.
Eine immer wieder durch schwere Jahre hindurch von vielen Ostpreußen genährte Hoffnung
hat sich jetzt endlich verwirklicht: Landsleute, von denen manche lange Zeit hindurch als
vermißt galten und auch solche, von denen ihre Angehörigen niemals etwas gehört haben,
sind jetzt aus Litauen in dem bei Göttingen liegenden Lager Friedland eingetroffen.
Am 13. Juni waren es 22, am 14., 29, am 15., 40, am 16., 45 und am 18., etwa 60 Personen,
im Zeitraum von sechs Tagen also etwa zweihundert. Es sind Ostpreußen, die zum größten
Teil aus Königsberg und seiner Umgebung stammen, aber auch solche, die in den ersten
Monaten 1945 oder gelegentlich auch noch später aus der Provinz nach Königsberg verschla-
gen wurden. In den furchtbaren Hungerjahren 1946 und 1947 fuhren viele unserer unglück-
lichen Landsleute aus Königsberg und aus anderen Teilen unserer von den Russen besetzten
Heimat nach Litauen, um sich von dort Lebensmittel zu holen. Es ist bekannt, in welcher
wirklich menschlichen Weise die Litauer damals unseren Landsleuten geholfen haben. So
mancher von denen, die 1948 aus Königsberg und sonst aus unserer Heimat nach dem Westen
kommen konnten, verdankt dieser uneigennützigen Hilfe sein Leben. Nicht wenige unserer
Landsleute aber blieben in jenen Jahren 1946 und 1947 überhaupt in Litauen; für so manchen
war das die Rettung vor dem sicheren Hungertod. Sie arbeiteten bei den Bauern oder in Haus-
halten oder schlugen sich sonst irgendwie durch. Bei der Rückführung der Königsberger 1948
wurden sie natürlich nicht erfaßt.
Anfang 1949 wurden die in Litauen lebenden Deutschen von den sowjetischen Stellen auf-
gefordert, sich registrieren zu lassen. Es wurde ihnen gesagt, daß sie nach Deutschland
ausreisen könnten, wenn sie eine Zuzugsgenehmigung beibringen würden. Sie waren miß-
trauisch geworden, aber sie trugen sich doch ein.
In den letzten Monaten wurden dann in Litauen tatsächlich Transporte zusammengestellt,
und es haben etwa 3.500 Deutsche, fast alles wohl Ostpreußen, dieses Land in der
Richtung nach Westen verlassen können. In Viehwagen kamen sie durch unsere ostpreus-
sische Heimat; sie gelangten in die sowjetisch besetzte Zone und schließlich dort in eines
der drei großen Quarantänelager: Wolffen bei Bitterfeld, Bischofswerda und Fürstenwalde.
Die meisten unserer Landsleute müssen nun in der sowjetisch besetzten Zone bleiben.
Denn viele wissen nichts von ihren Angehörigen und suchen sie, aber diese von den dortigen
Quarantänelagern aus zu finden, ist sehr schwer. Bei anderen wiederum werden die Zuzugs-
genehmigungen für die Bundesrepublik als unzureichend erklärt und nicht anerkannt.
Besonders die elternlosen Kinder und Jugendlichen — es soll sich um beinahe tausend
handeln — müssen dort bleiben; sie wurden bereits in Heime nach Sachsen und Thüringen
gebracht. Auch viele Erwachsene sind inzwischen bereits in der Ostzone angesiedelt worden.
In jedem der Lager befinden sich etwa dreihundert bis vierhundert Ostpreußen, welche
Zuzugsgenehmigung nach der Bundesrepublik haben, so daß etwas mehr als tausend
Ostpreußen nun nach und nach aus diesen Quarantänelagern über Friedland nach Westen
kommen werden.
Der Ernährungszustand unserer aus Litauen heimkehrenden Landsleute ist wesentlich
schlechter als derjenigen, die im Rahmen der Operation Link aus Masuren kamen. Kinder
von elf bis zwölf Jahren machen nicht selten den Eindruck von Acht- bis Neunjährigen.
Alle, die nach Friedland kommen, sind, wie gesagt, im Besitz von Zuzugsgenehmigungen.
Bisher hat Friedland noch keine Möglichkeit, auch diejenigen Landsleute zu übernehmen,
deren Angehörige noch nicht ermittelt werden konnten. Es gibt auch Fälle, wo sich die
Angehörigen der Rückkehrer hier im Bundesgebiet bei örtlichen Stellen vergeblich um
Zuzugsgenehmigungen bemüht haben oder wo ihnen sonst Schwierigkeiten gemacht
werden, etwa durch Forderung von Gebühren, die aufzubringen manchen Heimatvertrie-
benen unmöglich ist. Keiner von den jetzt aus Litauen Zurückkehrenden weiß etwas
davon zu sagen, daß auch das litauische Volk von ihnen seinerzeit Zuzugsgenehmigungen
oder Gebühren verlangt hat. Es wurde unsern Landsleuten geholfen, obwohl sie nicht
einmal dem gleichen Volk angehörten; es wurde ihnen geholfen, weil sie Menschen waren.
Im Lager Friedland, das mag hinzugefügt werden, werden die Heimkehrer in hervorra-
gender Weise betreut. Sie werden neu eingekleidet, Ärzte untersuchen sie und helfen
ihnen, und sie erhalten eine gute und kräftige Verpflegung.
So mancher Königsberger, der Angehörige vermißt, wird neue Hoffnung schöpfen. Aber
leider war es nur ein verhältnismäßig kleiner Teil der sich in jenen Jahren von Königsberg
nach Litauen retten konnte, und so werden viele Hoffnungen doch wieder enttäuscht
werden. Sicherlich werden unsere jetzt heimkehrenden Landsleute über so manches
Schicksal berichten und die sehnlich erwartete Aufklärung geben können. So wie es immer
eine der wichtigsten Aufgaben unseres gemeinsamen Heimatblattes war, bei der Suche
nach vermißten Familienangehörigen zu helfen, so werden wir selbstverständlich in den
nächsten Folgen auch alle die Angaben bringen, die unsere Heimkehrer aus Litauen machen
können.
Quelle: OSTPREUSSENBLATT, 20. Juni 1951
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Litauer halfen Königsbergern zu überleben.
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