Die Entstehung der Oder-Neiße-Linie.

Zusammenhänge, die zur Errichtung dieser Grenzlinie geführt haben.

Die Entstehung der Oder-Neiße-Linie.

Beitragvon -sd- » 08.12.2016, 12:28

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Wolfgang Wagner
'Die Entstehung der Oder-Neiße-Linie
in den diplomatischen Verhandlungen während des Zweiten Weltkriegs
.'


1964. Brentano-Verlag, Stuttgart. 200 Seiten.

Inhalt:

I. Polens Ziele: Sicherheit und Größe.
II. Deutschlands Schwächung als Kriegsziel.
III. Die Sowjetunion und Polen 1939-1943.
IV. Die Teheraner Konferenz.
V. Die "innere Geschichte" von Teheran.
VI. Stalins Triumph in Polen.
VII. Mitteleuropa in den alliierten Plänen des letzten Kriegsjahres.
VIII. Die Konferenz von Jalta.
IX. Vollendete Tatsachen.
X. Die Potsdamer Konferenz.

Literatur und Quellen.
Stichwortverzeichnis.

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Re: Die Entstehung der Oder-Neiße-Linie.

Beitragvon -sd- » 01.03.2022, 10:10

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Jalta verhindert den Frieden.
Die Grundlagen für die heutigen Spannungen in der Welt.


Das entscheidende Ergebnis der Krim-Konferenz vom 2. - 11. Februar 1945 hinsichtlich
der deutschen Ostgebiete ist die eindeutige Formulierung des Schlußprotokolls, wonach
die drei Regierungschefs der Ansicht sind, daß „die endgültige Festlegung der Westgrenze
Polens bis zur Friedenskonferenz zurückzustellen ist“.

Es ist von besonderem Wert, anläßlich der zehnjährigen Wiederkehr jener Konferenz
Roosevelts, Churchills und Stalins sich an diese protokollierte Entscheidung zu erinnern.
Denn allzu oft ist gerade von sowjetischer Seite nachträglich behauptet worden, daß in
Jalta ebenso wie einige Monate später in Potsdam die Flüsse Oder und westliche Neiße
endgültig zur polnisch-deutschen Grenze bestimmt worden seien. Auch das Potsdamer
Konferenzprotokoll enthält dagegen in fast wörtlicher Übereinstimmung den Beschluß,
daß die polnische Westgrenze erst auf der Friedenskonferenz ihre endgültige Festlegung
erfahren solle.

Dieser vor zehn Jahren von den damaligen drei Hauptkriegsgegnern Deutschlands gefaßte
Beschluß ist in mehrfacher Hinsicht von Bedeutung: einmal stellt er eine faktische, wenn
damals auch nicht absichtlich gewollte Rückkehr zu der völkerrechtlichen Maxime dar,
daß über eine Veränderung dieser Grenzen — wie überhaupt — nur unter Beteiligung
Deutschlands verhandelt werden kann. Insofern wurde auch der Atlantik-Charta, insbe-
sondere ihres Artikels 2, Genüge getan, welche in diesem Schlußprotokoll wiederholt und
erneut als Grundlage der alliierten Politik bezeichnet wird. Zum anderen war dieser Satz
des Schlußprotokolls über den Aufschub der Behandlung der Frage der polnisch-deutschen
Grenze bis zur Friedenskonferenz das Ergebnis ausgedehnter Konferenzdebatten, die
zwar die verschiedensten Vorschläge für den Grenzverlauf zum Thema hatten, aber
lediglich Durchgangsstadien waren, zumal sie in keinem gemeinsam redigierten, also
maßgeblichen Verhandlungsprotokoll niedergelegt worden sind. Wir kennen die Debatten
nur aus Berichten einzelner Teilnehmer. Aber diese an und für sich so bedeutungsvolle
und wichtige Entscheidung des Schlußprotokolls verhüllte nur die Tatsache, daß insbe-
sondere die westlichen Partner ihre Standpunkte gegen die weitgefaßten territorialen
sowjetischen Forderungen nicht durchsetzen konnten. Denn Stalin schlug die Oder und
westliche Neiße als polnische Westgrenze vor, während man auf amerikanischer Seite
damals an eine Abtretung Ostpreußens — ohne Königsberg, das an Russland fallen sollte —,
Oberschlesiens und eines schmalen Küstenstreifens in Pommern dachte. Der britische
Vorschlag nannte darüber hinaus noch Danzig und beschränkte die Abtretungen östlich
der Oder nicht auf einen schmalen Küstenstreifen, sondern stellte ihren Umfang den
polnischen Wünschen anheim. Beide Partner hatten auch die Frage eines „Transfers“
der Bevölkerung ins Auge gefaßt, wobei die USA einen unterschiedslosen Massenaus-
tausch ablehnten und allmähliche Umsiedlungen unter internationaler Kontrolle zulassen
wollten, wogegen die britische Delegation eine vollständige Aussiedlung aller Deutschen
in ihrem Programm hatte. In den Debatten lehnten beide westlichen Delegationen die
Görlitzer Neiße als Grenzlinie ab, wogegen Stalin seine Forderung, bei der er sich auf
die kommunistische provisorische polnische Regierung bezog, nicht wirklich aufgab.
Vielmehr wollte er noch in den allgemein gehaltenen Passus des Schlußprotokolls die
Hinzufügung aufgenommen haben, daß Polen zu den „alten Grenzen in Ostpreußen
und an der Oder“ zurückkehren werde, was auf amerikanischen Einspruch hin unterblieb.

So wurden in Jalta die Grundlagen für die Spannungen gelegt, welche noch heute die
Herstellung eines wahrhaften Friedens verhindern. Der sowjetische Partner erkannte
den Aufschub der endgültigen Lösung dieser Territorialfrage nicht an. Die kommunis-
tische polnische Regierung begann unverzüglich mit der Austreibung der Deutschen,
welche bereits im Frühjahr 1945 — also vor der Potsdamer Konferenz — einsetzte,
gleichzeitig wurden die deutschen Ostgebiete bis zur Oder und westlichen Neiße von
Polen in Verwaltung genommen, wobei die folgenden Maßnahmen schrittweise auf die
völkerrechtswidrige Annexion abzielten.

Quelle: OSTPREUSSEN-WARTE, Februar 1955

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