Frühling in der Heimat 1915.

Frühling in der Heimat 1915.

Beitragvon -sd- » 15.03.2022, 14:21

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Frühling in der Heimat.

Lied, das wie tauende Quellen geklungen,
das mich im Schlaf und im Wachen nicht läßt.
Schon sind am Flieder die Knospen gesprungen,
und der Star baut am Fenster sein Nest.

In meiner Heimat erwachen die Bronnen,
weckt die Blau-Blumen der zärtliche Strahl,
und, von den Fluten des Frühlings umsponnen,
grüßt zu den Wäldern das trauliche Tal.

Wandern und Schauen und Singen und Klingen
über das blumenverschüttete Land.
Wenn die Winde wie Lämmlein springen
um das wehende Lautenband.

In meiner Heimat blüht es jetzt wieder.
Aber die Lauten sind klirrend zerschellt.
Schwarze Ruinen hüllt liebend der Flieder.
Einer schläft still im verlassenen Feld.

Was der Vertriebenen Lippen nicht nennen,
durch die verdunkelten Stunden irrt.
Groß ihre schlaflosen Augen brennen,
wenn in der Heimat es Frühling wird.

Dieses Gedicht entstand im Ersten Weltkrieg, als die
Russen in Ostpreußen einfielen und viele der Bewohner
von Haus und Hof flüchten mußten. Es ist in dem 1915
erschienenen Gedichtband 'Die Heimat in Flammen' von
Anne-Margret Skrzeczka-Rominten, enthalten.


Quelle: OSTPREUSSEN-WARTE, April 1959

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