Beerdigungen mit der halben Schul.

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Beerdigungen mit der halben Schul.

Beitragvon -sd- » 04.10.2017, 21:55

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Beerdigungen mit der halben Schul.

Nachfolgend Hinweise zur "halben Schul":

Ao. 1674 den 26. Febr. ward begraben eines Calvinisten Weib aus Holland
mit der halben Schul, halben Geläute und nur zwei Pastoren.

Ao. 1683 den 7. Jun. ward begraben Capitain Engelbrecht TIESENHAUSEN
und war diese Leiche die allererste, welche mit neuen Ceremonien
begraben worden, nemlich dass nur von einer Kirchen die Glocken
geläutet, die halbe Schule und nur ein Schulmeister dazu genommen,
auch allein die Prediger, wo die Leiche beerdigt worden, dazu gefordert,
durch welche neue Ordnung Kirchen, Kirchendienern und den Schulen
ein Grosses eingegangen.

Quelle: 'Mittheilungen aus dem Gebiete der Geschichte
Liv-, Ehst- und Kurland's', herausgegeben von der Gesellschaft
für Geschichte und Alterthumskunde der russischen Ostsee-Provinzen.
Vierten Bandes zweites Heft.
Riega 1848. Nicolai Kymmel's Buchhandlung.
https://dspace.ut.ee/bitstream/handle/1 ... sAllowed=y

Es wurde auch mit 1/4 Schul usw. beerdigt.
Wer weiß dazu Genaueres ? Mailto: a.meininger(at)freenet.de

Andreas Meininger

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Hallo Dieter, ja, kannst du machen. Gruß Andreas


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Am 15.04.2017 schrieb Peter Raap:

Moin Andreas,

die Verstorbene gehörte zur Calvinistischen Gemeinde, die die Gebräuche
der katholischen und lutherischen Gemeinde ablehnte. Die Kirchen waren
ohne jeden Schmuck; denn die Gläubigen sollten sich auf Gott konzentrie-
ren. Somit bekam der Verstorbene auch nicht die große Beachtung, die
Trauernden sollten sich auf den Tod konzentrieren. Der Brauch, daß die
gesamte Schule vorweg ging und kirchliche Lieder sang, wurde begrenzt.
Nur die ältesten Kinder gingen voran. Auch das Geläut, was je nach Bedeu-
tung des Verstorbene und der Bezahlung sonst sehr lange anhielt, wurde
verkürzt.

Ein Niederländer könnte es sicher noch besser erklären.

Peter Raap

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Moin Dieter, denn Text darfst Du so veröffentlichen. Sende mir doch
bitte einen Link, denn das Gesammte würde mich schon interessieren.
Lieben Gruß, Peter
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Beerdigungseinträge.

Beitragvon -sd- » 07.02.2021, 19:17

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Bei Beerdigungseinträgen, speziell im Oderbruch, finden sich häufig
verschiedene Begriffe. Wie unterscheiden sich z.B. Leichenpredigt,
Abdankungsrede oder Standrede ?

Oft kommt es auch vor, daß mehrere Begriffe gleichzeitig verwendet
werden wie,
".... wurde mit einer Abdankung und Leichenpredigt beigesetzt ..."

Wer weiß Rat ?

Norbert Seyer
Mailto: norbertseyer (at) bm-seyer.de

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Kannste nehmen ... ;-) Gruß, Norbert
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Vor dem Thor beerdiget ...

Beitragvon -sd- » 23.09.2021, 10:53

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Im Kirchenbuch Grabow/ Mecklenburg habe ich im ersten
Viertel des 18. Jahrhunderts einen Eintrag:
"... ist XY vor dem Thor beerdiget worden."
Was mußte man wohl angestellt haben oder welche Krankheit
führte dazu, um diese Sonderbehandlung zu erfahren ?
Danke für alle Hinweise.

Harald Thiel
http://griesegegend-online.de/datenbank.htm

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Es gab vielfältige Gründe, jemanden nicht auf dem geweihten
Friedhof, sondern davor zu beerdigen. Auf einen Christlichen
Friedhof durften nur Christen beerdigt werden, die ihre letzte
Ölung erhalten hatten. Ausgeschlossen waren neben Mördern
und Selbstmördern, fremden Religionen, teilweise auch die
Ermoderten selber, welche die ohne letzte Ölung gestorben
sind (z.B. bei plötzlichen Tod, Unfall o.ä.) Ich nehme an das
läßt sich sicherlich fortsetzten, weil es zeitliche, regionale und
örtliche Unterschiede gab, genauso die Liste der Ausnahmen
und Regeln bestimmt vielfältig ist.

Ich habe mal einen Fall gelesen, der damals für eine Familie
sicherlich tragisch war: Ein Bauer, Christ, "tugendreich und
ehrlich und fleißig" gelebt starb auf dem Feld an Herzschlag.
Trotz seines hohen Ansehens in der Gemeinde wurde er nur
an der äußeren Friedhofsmauer beerdigt, da ihm die letzte
Ölung und die Sakramente fehlten. Für damalige Verhältnisse
eine große Schande.

Rüdiger Bier
http://www.Rittergut-Kirchscheidungen.de

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Hallo Dieter, Du darfst es gerne verwenden. Jedoch habe ich
festgestellt, daß vieles in den Regionen und Zeiten unterschied-
lich gehandhabt wurde. Rüdiger
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