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Die Straflager in Ostpreußen.
Außer in Schlesien und Pommern, wo die polnische Staatspolizei „UB" insgesamt
neunzehn (Schlesien vierzehn, Pommern fünf) Hauptlager mit zahlreichen Neben-
lagern unterhält, bestehen auch in Ostpreußen verschiedene Straf- und Arbeitslager.
Es handelt sich um die Hauptlager Hohenstein, Passenheim bei Ortelsburg und
Wartenburg. Im Einzelnen ließ sich auf Grund eingehender Vernehmungen und
unter Auswertung sonstiger — überprüfter — Quellen folgendes feststellen:
Das Lager Hohenstein (Olsztynek) wurde im Jahre 1948 errichtet. Es befinden
sich in ihm gegenwärtig achthundert politische Häftlinge, darunter fünfundfünfzig
Deutsche. Die inhaftierten Deutschen wurden nach Kriegsende größtenteils wegen
"Verbrechen gegen den polnischen Staat während der Hitlerherrschaft über das
polnische Südostpreußen" zu langjährigen Zuchthausstrafen abgeurteilt. Sie werden
seit 1949 in der südostpreußischen Landwirtschaft und Forstwirtschaft mit einer
täglichen Arbeitszeit bis zu zehn Stunden eingesetzt. Die zwei Außenlager des
Hohensteiner Hauptlagers befinden sich in Manchengut (Manki) mit 250 Insassen
und in Döhlau (Dylewo) mit 220 Insassen.
Das Lager Passenheim (Pesym) im Kreis Ortelsburg zählt 470 politische Häftlinge,
darunter dreißig Deutsche, die als polnische Staatsangehörige in den Namenslisten
des Lagers geführt werden. Die drei Außenlager des Passenheimer Lagers sind
Mensguth (Dzwierzuty) mit sechzig Insassen, Klein-Jerutten (Goscinke) mit hundert
und Rheinswein (Ransk) mit 85 Insassen.
Das Lager Wartenburg (Barczewo) beherbergt nach der Reorganisation im Oktober
1953 nur noch 230 politische Häftlinge, darunter siebzehn deutsche Staatsange-
hörige, die gleichfalls als polnische Staatsangehörige in den Namenslisten geführt
werden. Das Wartenburger Lager besitzt keine Außenlager, sondern nur Außen-
kommandos in Stärke bis zu zwanzig und dreißig Personen. Infolge der fast voll-
ständigen Absperrung der Demarkationslinie zwischen dem polnisch und dem sow-
jetisch besetzten Teile Ostpreußens, liegen über die im 'Rayon Kaliningrad', dem
von der Sowjetunion besetzten Gebiet um Königsberg, bestehenden Straflager nur
unvollständige Informationen vor. Doch ließ sich ermitteln, daß im sowjetisch be-
setzten Nordostpreußen ebenfalls eine Reihe von derartigen Lagern errichtet worden
sind, und zwar handelt es sich hier mindestens um sechs Lager, die sämtlich unter
der Verwaltung der MWD-Zentrale Königsberg stehen, über diese Lager konnte
folgendes festgestellt werden:
Seit 1949 besteht in der Nähe der Ortschaft Kussen, fünf Kilometer westlich von
dem jetzt „Dobrowolsk" genannten Schloßberg, ein sowjetisches Straf- und Arbeits-
lager. Nach den letzten Informationen sind dort gegenwärtig rund 3300 sowjetische
Zivilpersonen und Personen lettischer, estländischer und litauischer Staatsange-
hörigkeit inhaftiert. Deutsche befinden sich anscheinend in dem Lager Kussen nicht.
Dagegen zählt das Lager Heinrichswalde (Kreis Niederung, elf Kilometer westlich
von Tilsit) unter seinen 2500 Insassen 120 Deutsche aus Nordostpreußen und aus
dem Memelgebiet, die in den Listen als sowjetische Staatsangehörige geführt
werden. Das Lager Heinrichswalde hat außerdem drei Außenlager, die über die
Niederung verteilt sind. Fast sämtliche Insassen werden zu schweren Arbeiten in
der Niederung eingesetzt.
Auch im Lager Pronitten (Kreis Labiau), das zehn Kilometer von Labiau entfernt
liegt und „Lager Slawjanskoje" genannt wird, befinden sich unter den insgesamt
etwa 1600 politischen Häftlingen 150 Deutsche aus Nordostpreußen und dem Memel-
land. Weitere 30 Deutsche, die in diesem Lager — es liegt zwischen den Ortschaften
Pronitten und Scharlack — inhaftiert sind, sind Deutsche, die in Lettland und Estland
wohnhaft waren.
Die etwa tausend Insassen des Lagers Domnau (Domnowo), Kreis Friedland, sind
im Wesentlichen nach 1945 abgeurteilte neu in Nordostpreußen zugewanderte Sow-
jetbürger neben einer Anzahl von politischen Häftlingen aus den baltischen Staaten.
Es ist nicht bekannt, daß sich im Lager Domnau Deutsche befinden. Die Insassen
dieses Lagers werden unter starker MWD-Bewachung zum Bau militärischer Anlagen
eingesetzt.
Das Hauptlager Zinten, Kreis Heiligenbeil, hat zwei Außenlager in Wolittnick und
Schmoditten. Das Hauptlager selbst liegt an der Bahnlinie zwischen Zinten (Karnewo)
und Hermsdorf. Die Zahl der politischen Häftlinge beträgt hier insgesamt 2050,
darunter siebzig Reichsdeutsche. Der Arbeitseinsatz erfolgt auf den Kolchosen und
beim Bau militärischer Anlagen.
Das Lager Tollmingkehmen, Kreis Ebenrode, mit seinem Außenlager Trakehnen,
zählt rund 1100 Insassen, meistens sowjetische Staatsbürger und politische Häft-
linge aus Litauen. Auch hier sollen sich keine Deutschen mehr befinden.
Quelle: OSTPREUSSENBLATT, 19. Juni 1954
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Die Straflager in Ostpreußen.
Im Straflager Kussen 1945-1948.
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Im Lager Kussen 1945–1948, Kreis Schloßberg / Pillkallen..
(Heimatbrief 1984.)
Grete Ziemann, geb. Maurer, aus Duden K., jetzt Bochum, berichtet: Da ich
viele Spender in Ihrem Heimatbrief von unserem 'Lager Kussen' persönlich
kenne, möchte ich allen hiermit einen herzlichen Gruß senden. Es war für uns
alle eine sehr schlimme Zeit, doch wir haben sie überstanden – aber sehr
viele Menschen nicht. Meine Mutter auch nicht.
Mich kennen alle aus dem Lager, weil ich die Gemeinschaftsküche führte. Es
gab 1 Liter Wassersuppe und 300 g Brot pro Tag. Das Brot bestand zum Teil
auch aus Wasser. Oft habe ich selbst sehr viel gewagt, um an Produkte
heranzukommen, damit die Suppe etwas dicker werden sollte oder um einem
kleinen Kind ein Stück Brot zu geben. Nichtarbeiter erhielten nichts, so daß
Suppe und Brot mit den anderen geteilt werden mußte.
Ein besonders Lob verdient Gertrud Schuster, geb. Weber, aus Duden K. Sie
war erst 20 Jahre alt, als sie 1946 ihre Mutter und Schwester durch den Tod
verlor; die Schwester ließ ihr ein kleines Mädchen von zwei Jahren zurück.
Gertrud sorgte so aufopfernd und liebevoll für die Kleine, wie eine treu
sorgende Mutter. Auch sie mußte jeden Tag ihre Norm erfüllen. Nachts gab es
für uns alle selten Ruhe; dann ging die Vergewaltigung los. Gertrud hat mit
ihrer großartigen Leistung große Achtung verdient. Ein Mensch kann und muß
oft viel ertragen. Wer diese schlimmen Jahre mit Hunger, Kälte und vielen
Entbehrungen selbst nicht miterlebt hat, kann dieses alles nicht richtig
verstehen und begreifen.
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In Erinnerung gerufen und mitgeteilt von Inge Barfels.
Im Lager Kussen 1945–1948, Kreis Schloßberg / Pillkallen..
(Heimatbrief 1984.)
Grete Ziemann, geb. Maurer, aus Duden K., jetzt Bochum, berichtet: Da ich
viele Spender in Ihrem Heimatbrief von unserem 'Lager Kussen' persönlich
kenne, möchte ich allen hiermit einen herzlichen Gruß senden. Es war für uns
alle eine sehr schlimme Zeit, doch wir haben sie überstanden – aber sehr
viele Menschen nicht. Meine Mutter auch nicht.
Mich kennen alle aus dem Lager, weil ich die Gemeinschaftsküche führte. Es
gab 1 Liter Wassersuppe und 300 g Brot pro Tag. Das Brot bestand zum Teil
auch aus Wasser. Oft habe ich selbst sehr viel gewagt, um an Produkte
heranzukommen, damit die Suppe etwas dicker werden sollte oder um einem
kleinen Kind ein Stück Brot zu geben. Nichtarbeiter erhielten nichts, so daß
Suppe und Brot mit den anderen geteilt werden mußte.
Ein besonders Lob verdient Gertrud Schuster, geb. Weber, aus Duden K. Sie
war erst 20 Jahre alt, als sie 1946 ihre Mutter und Schwester durch den Tod
verlor; die Schwester ließ ihr ein kleines Mädchen von zwei Jahren zurück.
Gertrud sorgte so aufopfernd und liebevoll für die Kleine, wie eine treu
sorgende Mutter. Auch sie mußte jeden Tag ihre Norm erfüllen. Nachts gab es
für uns alle selten Ruhe; dann ging die Vergewaltigung los. Gertrud hat mit
ihrer großartigen Leistung große Achtung verdient. Ein Mensch kann und muß
oft viel ertragen. Wer diese schlimmen Jahre mit Hunger, Kälte und vielen
Entbehrungen selbst nicht miterlebt hat, kann dieses alles nicht richtig
verstehen und begreifen.
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In Erinnerung gerufen und mitgeteilt von Inge Barfels.
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