Von der Balfour-Deklaration zum Staat Israel.

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Von der Balfour-Deklaration zum Staat Israel.

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Von der Balfour-Deklaration zum Staat Israel.

Der Zionismus (nach dem Zionsberg in Jerusalem) hatte sich
eine offenbar utopische Aufgabe gestellt: Er wollte die in alle
Welt verstreuten Juden in das Land der Väter zurückführen,
nach Palästina.

Erst die antijüdischen Pogrome im Zarenreich, die bis 1883 an-
hielten, verschafften zionistischen Gedankengängen neue Aktu-
alität. Zugleich begann, von Rußland ausgehend, die erste
'Alija' (= Aufstieg) nach Palästina, der weitere Auswanderungs-
wellen folgten. Bis zu diesem Zeitpunkt gab es nur ein kleines
Dorf in Galiläa, in dem Juden seit der Vertreibung im ersten
Jahrhundert ununterbrochen seßhaft geblieben waren. Die
Siedlungen, die in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts hin-
zukamen, hatten den Charakter privater ländlicher Kolonien.
Trotz aller Bemühungen einzelner blieb der Zionismus jedoch
bis zum Jahrhundertende Utopie.

Der Mann, der die Utopie in die Wirklichkeit überführte, war
Dr. Theodor Herzl (1860-1904). Der Sohn eines aus Spanien
stammenden assimilierten Budapester Juden hatte in Wien
Jura studiert und sich dann dem Journalismus zugewandt.
Theodor Herzl starb im Sommer 1904. Sein Erbe übernahm
der 1874 in Motol bei Pins in Rußland geborene und 1893
nach Deutschland gekommene Chemiker Dr. Chaim Weizmann,
im Gegensatz zu dem Visionär Theodor Herzl ein begabter
Politiker und Diplomat. Während des Ersten Weltkriegs erklär-
te er dem englischen Außenminister Arthur Balfour "Ein jüdi-
sches Palästina würde ein Schutzwall Englands sein, besonders
im Hinblick auf den Suez-Kanal."

England machte 1917 mit der Balfour-Deklaration das Zuge-
ständnis, im Fall des alliierten Sieges die ungehinderte Ein-
wanderung zu gestatten.

Mit der Umwandlung der türkischen Provinz Palästina in ein
von Großbritannien verwaltetes Völkerbundmandat begann
die jüdische Besiedlung großen Stils. Sie führte zu heftigen
Zusammenstößen mit den Arabern, die sich aus ihrer ange-
stammten Heimat nicht vertreiben lassen wollten, und mit
der Mandatsmacht.

Als die englischen Truppen am 14. Mai 1948 Palästina ver-
ließen, rief Ben Gurion in Tel Aviv den neuen Judenstaat
Israel aus. Ben Gurion wurde Ministerpräsident, Chaim Weiz-
mann Präsident.

Die Araber wurden im jüdisch-arabischen Krieg 1947/48
zurückgeschlagen. 1949 erhoben die Israeli Jerusalem, die
alte biblische Hauptstadt, zum Regierungssitz.

Quelle:
Westdeutscher Rundfunk, Abteilung Schulfunk. 2-1975.
Sendereihe 'Lebendige Vergangenheit'.


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Der Aufbruch des arabischen Nationalismus gegen die Türkei,
den "kranken Mann am Bosporus", in den Jahren 1916/17
und die britische Unterstützung der Pläne zur Bildung eines
großarabischen Nationalstaats hatten eine Parallele, die den
arabischen Zielen durchaus entgegengesetzt war.

Die russischen Judenpogrome im 19. Jahrhundert hatten zur
Gründung der zionistischen Bewegung geführt, die für eine
"nationale Heimstätte" der Juden im Stammland Palästina
eintrat. Während des Ersten Weltkriegs gelang es Dr. Chaim
Weizmann, dem Führer der englischen Zionisten, die briti-
sche Regierung für die Forderung der Juden nach einer
Heimstatt in Palästina zu gewinnen.

Außenminister Lord Balfour schrieb dem Mitarbeiter Weiz-
manns, Lord Rothschild, in der 'Balfour-Deklaration': "Die
Regierung Ihrer Majestät sieht mit Wohlwollen die Errich-
tung einer nationalen Heimstätte für das jüdische Volk in
Palästina und wird sich aufs eifrigste bemühen (will use
their best endeavours), die Erreichung dieses Ziels zu er-
möglichen. Dabei wird als selbstverständlich vorausgesetzt,
daß nichts getan werden soll, was die bürgerlichen oder
religiösen Rechte der nicht-jüdischen Gemeinschaften in
Palästina oder die Rechte und den politischen Status, die
die Juden in irgendeinem anderen Land genießen, beein-
trächtigen könnte."

Bis zum Ausbruch des Ersten Weltkriegs waren in Palästina
schon zahlreiche jüdische Siedlungen entstanden. Jüdische
Studenten, Bauern und Intellektuelle, vornehmlich aus Ost-
europa, waren hier mit finanzieller Unterstützung des fran-
zösischen Barons Rothschild heimisch geworden. Nach der
Balfour-Deklaration hofften die Juden, bald in Palästina
einen eigenen Staat errichten zu können.

Im Waffenstillstand von Mudros mußte die Türkei am 30.10.
1918 harte Bedingungen hinnehmen, und im Friedens-
vertrag von Sevres am 10. August 1920 wurden die arabi-
schen Gebiete der Türkei unter Frankreich (Syrien und Kili-
kien) und England (Irak, Ägypten, Arabien = Hedschas) ent-
sprechend dem Sykes-Picot-Abkommen von 1916 aufgeteilt.
England erhielt das Völkerbundsmandat über Palästina.

Der arabische Widerstand versteifte sich, der Haß wuchs,
zumal erkennbar war, daß die jüdischen Einwanderer in der
Landwirtschaft und in der Industrialisierung Palästinas sehr
schnell erstaunliche Erfolge erzielten. Die Araber sahen als
Nachbarn neiderfüllt auf die jüdischen Kibbuzim-Siedlungen,
die oft mit modernsten Methoden Früchte aus der Wüste
hervorzauberten. Zwar wurde jedes Stück Land, das Juden
besiedelten, den arabischen Siedlern abgekauft, aber selbst
materielle Gewinne der bisherigen Landbesitzer konnten
nicht verhindern, daß der Haß sich immer häufiger entlud.
So entstand eine Feindschaft, die zu vielen arabischen Auf-
ständen gegen die Briten und die Juden, besonders nach
der Gründung des Staates Israel, und zu den offenen Kriegen
1948, 1956, 1967 und 1973 führte.

Quelle:
Westdeutscher Rundfunk, Abteilung Schulfunk. 2-1975.
Sendereihe 'Lebendige Vergangenheit'.


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